Razzia in Colditz: Polizei und Zoll durchsuchen mehrere Objekte – was bisher bekannt ist

Der Colditzer Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos) bezeichnet die zweitägige Razzia als starkes Zeichen des Rechtsstaates – dieses sei überfallig gewesen.

on einem Schlag gegen die Colditzer Rauschgiftszene spricht der Chemnitzer Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Bei der Razzia, die am Dienstagmorgen begonnen hatte, wurden in insgesamt fünf Objekten 5,5 Kilo Crystal Meth, 32 000 Euro Bargeld, fünf Pistolen und zwei Gewehre sichergestellt. Das mit den Durchsuchungen beauftragte Zollfahndungsamt Dresden konfiszierte zudem zwei Luxuskarossen der Marken Lamborghini und Mercedes Benz G-Klasse AMG.

Der Colditzer Ralf N. (Neuber) (66) sowie seine beiden Söhne Uwe (35) und Andreas (38) stehen im Verdacht, eine beträchtliche Menge Betäubungsmittel, insbesondere die gefährliche Droge Crystal, sowie Marihuana vertickt zu haben. Sie wurden vorläufig festgenommen und am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Wegen Fluchtgefahr erließ dieser Haftbefehle und entsprach damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Seitdem sitzen die Männer in U-Haft.

Nachdem am Vortag unter anderem der Schrotthandel am Furtweg und der Holzplatz in der Lausicker Straße gefilzt wurden, ging die Razzia am Mittwoch im Colditzer Ortsteil Hohnbach weiter. Dort hoben die Beamten mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes (THW) eine Indoor-Cannabisplantage aus. Laut Oberstaatsanwalt Klein handelte es sich um etwa 2600 Pflanzen, die unterschiedlich groß gewachsen waren. Der Hallenkomplex, in dem die Ermittler fündig wurden, befindet sich in der Möselner Straße – und damit am Ortsrand.

Die bewaffneten Fahnder schnitten das in Töpfen angebaute „Gras“ von Hand ab und brachten es zur weiteren Untersuchung. Auf der Ladefläche ihrer Transporter landeten zudem etliche Ventilatoren, Hochleistungslampen und Luftfilteranlagen. Technisches Equipment, das zum Betreiben der Plantage benötigt wurde, hieß es von einem Mitarbeiter der Zollfahndung, der vor der Halle zurückhaltend Auskunft gab.

Fassungslosigkeit bei Anwohnern

Andreas Richter, der nicht allzu weit von den Hallen entfernt zu Hause ist, kann nur mit dem Kopf schütteln: „Da wohnst du nun so nah und hast in der ganzen Zeit von nichts gewusst.“ Ralf N. (Neuber) habe die Liegenschaft vor gar nicht langer Zeit vom früheren Besitzer (Name ist der Redaktion bekannt) erworben, weiß Richter. Die LVZ fragt im Nachbardorf nach. Der ehemalige Inhaber bestätigt den Verkauf.

„Ich war sogar mal drin“, sagt Anwohner Richter: „Eines Tages büxten nämlich die an den Hallen weidenden Schafe aus. Ich hatte geholfen, sie wieder einzufangen.“ Herr N. habe ihm zumindest die Halle gezeigt, in der sich das Sägewerk befand. „Er erkundigte sich bei mir, ob ich mich durch das Sägen gestört fühle. Nein, antwortete ich, schließlich sind mir gutnachbarliche Beziehungen wichtig. Von einer Plantage aber hatte ich nichts gesehen.“

Richter spricht von fünf Hallen, drei kleineren und einer Art Doppel-Halle. Zu DDR-Zeiten seien dort Tabakpflanzen zum Trocknen aufgehangen worden, erzählt der Hohnbacher. Später wurden darin Puten gehalten. Seit dem Besitzerwechsel habe der Verkehr auf der sonst kaum frequentierten Straße zwar etwas zugenommen, das Aufkommen aber sei dennoch kaum ins Gewicht gefallen.

Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos) wertet die zweitägige Razzia in seiner Stadt als „starkes Zeichen des Rechtsstaates“. Dies sei auch überfällig gewesen, da mancher im Ort schon glaubte, der Staat ließe sich auf der Nase herumtanzen. Das Trio sei gefühlt jeden Tag mit anderen hochpreisigen Autos vorgefahren – alle hätten das gesehen, passiert aber sei zu wenig. Etliche Jahre sei das so gegangen. „Der Bürger erwartet, dass nicht nur bei möglichen Corona-Verstößen genau hingeschaut wird, sondern erst recht bei den dicken Fischen.“

Vertrauen hat in den Jahren gelitten

„Wir haben das Vertrauen längst verloren“, meint ein ortsansässiger Gewerbetreibender, der anonym bleiben will. Die Razzien nahm er zwar zur Kenntnis. Allein ihm fehle der Glaube, dass sich etwas zum Besseren ändere: „Wie kann es sein, dass ein ehemaliger Rechter die städtische IT wartet?!“ Er selbst habe sich längst zurückgezogen, mache nur noch sein Ding. Ja, er habe kapituliert vor der – wie er sagt – rechten Hegemonie in seiner Stadt. Wie berichtet, wurde das festgesetzte Trio immer wieder mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht.

Davon ist in der amtlichen Pressemitteilung jedoch keine Rede. Dabei sei die politische Dimension des Falles nicht zu unterschätzen, findet Blogger Günther Spiegel (74), der die Colditzer Lokalpolitik seit Jahren kritisch begleitet. Seiner Meinung nach sei etwa die Colditzer Tourismuschefin in ihrem Amt fehl am Platze, wenn ihre Tochter die Partnerin von Andreas N. (Neuber) ist: „Will sie uns wirklich weismachen, keine Ahnung davon zu haben, wie die Gangster ihr Geld verdienen?!“ Diese Personalie scheine ohnehin nur die Spitze des Eisbergs zu sein, glaubt Spiegel. Er wünscht sich eine Debatte dazu in Colditz – vor allem aber ein Machtwort des Bürgermeisters.

Die Razzia fand bundesweit Beachtung. Kein Wunder: Über 225 Einsatzkräfte der Zollfahndungsämter Dresden und München, der Bundespolizei, des Zollkriminalamtes, der Hauptzollämter Dresden und Erfurt sowie des THW-Ortsverbandes Grimma waren beteiligt. Zudem wurden acht Spürhunde auf Rauschgift und Bargeld angesetzt. Die Ermittlungen dauerten an, sagte Oberstaatsanwalt Klein in Chemnitz.

Und er sagte noch etwas: Es habe der Verdacht bestanden, dass einer der Tatverdächtigen illegal über eine scharfe Schusswaffe verfüge. Daher sei eine Spezialeinheit zum Einsatz gekommen, ergänzt Frank Schröter vom Dresdener Zollfahndungsamt: „In dem besagten Fall wurden wir nicht fündig. Dafür stellten wir bei einem weiteren der drei Beschuldigten alle sieben Waffen sicher – inklusive jeder Menge Munition.“


LVZ 29.03.2023

5,5 Kilogramm Crystal in Colditz gefunden

Über fünf Kilo Drogen, Waffen, Bargeld und Luxus-Karossen wurden bei den Durchsuchungen in Colditz und Umgebung beschlagnahmt. Das teilte das Zollfahndungsamt Dresden am Mittwochnachmittag mit.

Ein Schlag gegen die „Colditzer Rauschgiftszene“, so das Zollfahndungsamt Dresden ist der Behörde bei den Maßnahmen am Dienstag und Mittwoch gelungen. Wie berichtet, hatten die Beamten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Chemnitz insgesamt fünf Objekte in Colditz durchsucht. Dabei seien 5,5 Kilogramm Crystal, 32 000 Euro Bargeld, fünf Kurz- und zwei Langwaffen sowie zwei hochwertige Fahrzeuge der Marken Lamborghini und Mercedes Benz G-Klasse AMG sichergestellt worden. „Darüber hinaus konnte eine professionelle Indoor-Cannabisplantage mit etwa 2600 Pflanzen unterschiedlicher Wachstumsphasen aufgefunden werden. Die Hanfpflanzen sowie das gesamte Equipment, wie beispielsweise Hochleistungslampen und Luftfilteranlagen, wurden ebenfalls sichergestellt“, teilte Sprecher Frank Schröter mit.

Drei Männer in Untersuchungshaft

Drei deutsche Staatsangehörige (35, 38 und 66 Jahre alt) seien vorläufig festgenommen und am 29. März dem Haftrichter vorgeführt worden. Dieser habe auf Antrag der Staatsanwaltschaft Chemnitz Haftbefehle erlassen und jeweils die Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr angeordnet. Die drei Männer stünden im Verdacht, eine nicht geringe Menge Betäubungsmittel, insbesondere die gefährliche Droge Crystal sowie Marihuana, in das Bundesgebiet eingeschmuggelt und diese anschließend gewinnbringend weiterverkauft zu haben.

Kräfte aus Dresden, München und Erfurt im Einsatz

Da der Verdacht bestand, dass einer der Tatverdächtigen illegal über eine scharfe Schusswaffe verfügt, erfolgte der Zugang zu einem der Durchsuchungsobjekte durch die Spezialeinheit des Zolls, der Zentralen Unterstützungsgruppe Zoll (ZUZ). Bei den Durchsuchungen seien über 225 Einsatzkräfte der Zollfahndungsämter Dresden und München, der Bundespolizei, des Zollkriminalamtes, der Hauptzollämter Dresden und Erfurt sowie des Technischen Hilfswerkes / Ortsverband Grimma beteiligt gewesen. Zudem sind laut Mitteilung acht Rauschgift- und zwei Bargeldspürhunde zum Einsatz gekommen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Chemnitz und des Zollfahndungsamtes Dresden würden weiter andauern.


Erik-Holm Langhof Sächsische Zeitung

Großer Schlag gegen Drogendealer bei Razzia in Colditz

Bei der Rauschgift-Razzia in Colditz wurden mehrere Kilogramm Drogen, Waffen, Luxusautos und Bargeld gefunden. Die Verdächtigen: mutmaßlich drei Rechtsextreme mit kruder Vergangenheit.

Nach der großen Razzia von Zoll und Bundespolizei am Dienstag in Colditz haben die Beamten auch am Mittwoch ihren Einsatz fortgesetzt. Demnach durchsuchten sie am Vormittag im Colditzer Ortsteil Hohnbach eine Lagerhalle und wurden erneut fündig. Es gab drei Festnahmen.

Nach Angaben von Zoll-Sprecher Frank Schröter ist damit der zweitägige Einsatz im südlichen Landkreis Leipzig endgültig beendet. Insgesamt seien fünf Objekte im Stadtgebiet durchsucht worden. „Im Zuge der Maßnahme wurden 5,5 Kilogramm Crystal, 32.000 Euro Bargeld sowie zwei hochwertige Fahrzeuge der Marken Lamborghini und Mercedes-Benz G-Klasse AMG sichergestellt“, sagte der Sprecher.

Außerdem sei in der Hohnbacher Lagerhalle eine professionelle Indoor-Cannabisplantage mit etwa 2.600 Pflanzen gefunden worden. Schröter zufolge wurden mithilfe des Technischen Hilfswerkes alle Pflanzen sowie das dazugehörige Equipment beschlagnahmt.

Verdächtige sollen bereits mehrfach vorbestraft sein

Was am Mittwoch deutlich geworden ist: Die Durchsuchungen sind einer der größten Schläge gegen die Drogenszene in der Region in den vergangenen Jahren.

225 Einsatzkräftender Zollfahndung-, Zollkriminal- und Hauptzollämter Dresden, Erfurt und München, der Bundespolizei sowie des Technischen Hilfswerkes aus Grimma hatten die Objekte durchsucht. Auch acht Rauschgift- und zwei Bargeldspürhunde kamen zum Einsatz.

Drei Verdächtige im Alter von 35, 38 sowie 66 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Nach Informationen von Sächsische.de aus Polizeikreisen sowie nach mehreren gleichlautenden Medienberichten handelt es sich bei den mutmaßlichen Drogendealern um regional bekannte Rechtsextreme mit nationalsozialistischem Gedankengut aus Colditz: Ralf N. sowie seine beiden Söhne Uwe N. und Andreas N. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht.

Alle drei sind in der Vergangenheit bereits mehrfach kriminell aufgefallen, nicht nur wegen Drogenanbaus und -handels, sondern auch wegen Körperverletzungen, Beleidigungen oder aber wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Es sind drei Tatverdächtige, die nach Erzählungen von Anwohnern mehrfach Menschen eingeschüchtert haben sollen und sich mit ihrem Gedankengut versucht hätten, vielerorts einzuschleichen.

Fünf illegale Waffen bei Durchsuchung gefunden

Zoll-Sprecher Frank Schröter betonte, es habe der Verdacht bestanden, einer der Tatverdächtigen verfüge illegal über eine scharfe Schusswaffe. Deshalb sei bei der Razzia auch die Spezialeinheit des Zolls mit schweren Waffen im Einsatz gewesen.

Bei der Durchsuchung wurden dann fünf Kurz- und zwei Langwaffen festgestellt. Außerdem musste nach Informationen von Sächsische.de beim Zugriff ein Hund durch einen Schuss getötet werden. Letzteres wollte der Zoll-Sprecher weder bejahen noch dementieren.

Bestätigt ist aber, dass alle drei Verdächtigen nach einem Richterbeschluss mittlerweile aufgrund der Fluchtgefahr in Untersuchungshaft sitzen. Gegen sie wird nun vonseiten der Staatsanwaltschaft Chemnitz ermittelt. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein geht es um das Einführen von illegalen Drogen – unter anderem Crystal sowie Marihuana – in nicht geringer Menge in das Bundesgebiet sowie deren gewinnbringenden Weiterverkauf.


Colditz ähnelte am Dienstag einer belagerten Stadt: Mit Spürhunden fahndeten über 200 Beamte stundenlang nach Rauschgift und Bargeld. Drei Männer wurden festgenommen – es sind keine Unbekannten.

Sonja Schilde von der Bürgerinitiative Colditz (BIC) war die dienstälteste Stadträtin im Ort. 28 Jahre saß sie im Parlament und galt als gute Seele. Sie trete aus Altersgründen zurück, es sei an der Zeit, dass die Jugend vorangehe, begründete sie im Vorjahr ihren Rücktritt. Doch das sei nur der eine Teil der Wahrheit gewesen, vertraute sie am Dienstag der LVZ an.

Doch der Reihe nach: 225 Beamte von Zoll und Bundespolizei hielten seit den frühen Morgenstunden die Stadt in Atem. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Chemnitz durchsuchten sie mehrere Objekte in Colditz. Der Verdacht: Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei der Razzia wurden drei Männer vorläufig festgenommen, bestätigt Frank Schröter, Pressesprecher des Zollfahndungsamtes Dresden.

Die Beschuldigten sind im Ort keine Unbekannten. Uwe N. (Neuber – https://www.inventati.org/leipzig/?p=2513) flog vor knapp zehn Jahren in Frohburg (Landkreis Leipzig) mit 1,8 Kilogramm Crystal Meth auf und landete für mehrere Jahre im Gefängnis. Auch sein Vater Ralf N. (Neuber) saß bereits ein. Das Gericht legte ihm unter anderem gefährliche Körperverletzung, das vorsätzliche Fahren ohne Fahrerlaubnis sowie Hausfriedensbruch zur Last. Auch dessen Sohn Andreas N. (Neuber) kam mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt.

Angst vor Repressalien

Das Trio ist gefürchtet in Colditz. Kaum einer traut sich offen über die Männer zu sprechen. Zu tief sitzt die Angst vor Repressalien. Hinter vorgehaltener Hand berichten sie von etlichen Fahrzeugen teurer Marken: „Gefühlt sitzen die jede Woche in einem anderen Auto.“

Manfred Hinkelmann im kleinen Dorf Möseln, in dem Ralf N. (Neuber) wohnt, will nicht länger schweigen: „Er sieht uns als seine Todfeinde an. Dabei waren wir immer um ein gut nachbarliches Verhältnis bemüht. Letztlich tyrannisiert Ralf N. (Neuber) nicht nur uns. Zwei Familien zogen inzwischen fort, ein Mann nahm sich das Leben.“

Die Razzia startete gegen 6 Uhr. Das Großaufgebot von Polizei und Zoll durchkämmte nacheinander Objekte in der Lausicker Straße, am Furtweg und im Ortsteil Hohnbach. Mitunter waren Einsatzkräfte auch in privaten Autos unterwegs. Das Tragen von Sturmhauben machte die Szenerie noch bedrohlicher. Über Stunden war die gerade erst sanierte Brücke am ehemaligen Porzellanwerk weiträumig abgesperrt.

Beschäftigte in benachbarten Betrieben durften nur passieren, wenn sie sich zuvor ausweisen konnten. Am Furtweg wird die Familie N. (Neuber) mit einer Art Schrottplatz in Verbindung gebracht. Dort suchten die Beamten mit Spürhunden nach Bargeld und Rauschgift. Das Technische Hilfswerk wurde angefordert. Über Ergebnisse könne zur Stunde noch nichts gesagt werden, so Behördensprecher Frank Schröter. Nach Informationen der LVZ seien die Beamten fündig geworden.

Schwarzer Tag für Chefin der Schlossgesellschaft

Cornelia Kasten saß lange für die CDU im Stadtrat, war zeitweise stellvertretende Bürgermeisterin und ist aktuell Tourismuschefin von Colditz. Als Geschäftsführerin steht sie der Colditzer Stadt-Land-Schloss gGmbH vor und bemüht sich seit Jahren um eine professionelle Vermarktung des Schlosses. Sie gilt als zentrale Kontaktperson auch im Umgang mit internationalen Gästen, vor allem aus Großbritannien. Der Dienstag war für sie ein rabenschwarzer Tag.

Denn ihre Tochter ist mit Andreas N. (Neuber) liiert und hat mit ihm zwei Kinder. „Da können Sie sich vorstellen, wie ich mich fühle“, sagte sie auf LVZ-Nachfrage. Und weiter: „Ich bekam am Morgen den Anruf meiner Tochter, ich möge doch bitte schnell kommen und die beiden Kinder aus dem Chaos holen.“ Das war der Zeitpunkt, als die Beamten gerade deren Partner abführten. Andreas N. (Neuber) sei ein treu sorgender Vater und ein perfekter Gefährte für ihre Tochter, sagte Kasten: „Ich habe die Kinder in die Kita gebracht und bin jetzt wieder im Schloss.“

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Tochter der Chefin der Schlossgesellschaft besagtes Verhältnis pflegt. Besonders pikant an der Liaison: Alle drei Beschuldigten, Vater Ralf N. (Neuber) sowie dessen Söhne Uwe und Andreas werden immer wieder mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht.

Auch Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos) tut das, lobt Cornelia Kasten jedoch als tadellose Kulturchefin im Schloss. Sie sei niemals mit einem Gedankengut aufgefallen, dass auch nur annähernd im Verdacht stehe, „rechts“ oder „kriminell“ zu sein. Ohnehin dürfe niemand in Sippenhaft genommen werden, so Zillmann.

Bürgermeister: Es hat ein Geschmäckle

Doch die Razzia vom Dienstag, über die auch bundesweit berichtet wird, sorge bei ihm für ein Umdenken, sagt Zillmann: „Natürlich müssen die Ergebnisse der Durchsuchungen abgewartet werden, aber sicher werden wir reden müssen.“ Dass Kastens Tochter seit neuestem auch noch vom ortsansässigen Verein „Ländliches Leben“ beschäftigt werde, mache die Frage nicht einfacher, so Zillmann.

Denn auch M. K. (Marcel Kießig), der stellvertretende Geschäftsführer des Vereines, der mehrere Kitas betreibt, hatte laut Insidern eine rechte Vergangenheit. Er bestritt das jedoch stets und argumentierte damit, dass gegen ihn keine Urteile vorliegen.

Stadtchef Zillmann: „Wie gesagt, es hat ein Geschmäckle.“ – „Mehr als das“, steht für Ex-Stadträtin Sonja Schilde fest:

„Wir haben es hier mit regelrechten Seilschaften zu tun. Das ist auch der wahre Grund, weshalb ich zurückgetreten bin.“

Er nehme die Frage sehr ernst, sagt Bürgermeister Zillmann:

„Vor allem auch deshalb, weil der stellvertretende Geschäftsführer des Vereins als IT-Dienstleister der Stadt fungiert.“ Ein No-Go für manche Colditzer. Ihrer Meinung nach sei Frau Kasten zwar komplett schuldlos, doch sei sie „aus familiären Gründen“ ein Stückweit befangen.

Matthias Schmiedel, ehemaliger Bürgermeister und Kreisrat der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV), widerspricht entschieden:

„Sowohl Frau Kasten als auch M. K. (Marcel Kießig) machen einen guten Job. Was haben sie mit den möglichen Verfehlungen der Familie N. (Neuber) zu tun?!“

Ja, es stimme, sein Verein beschäftige die Partnerin von Andreas N. (Neuber), so Schmiedel: „Sie hilft stundenweise in unserem Büro aus. Aber auch sie kann man nicht in Sippenhaft nehmen!“ Schmiedel ist Vorsitzender des Vereins „Ländliches Leben“.

M. K. (Marcel Kießig) unterstützte vor wenigen Jahren auch die Kandidatur seines Sohnes (Sascha Schmiedel) im Kampf um das Bürgermeisteramt.

Sonja Schilde zog den Schlussstrich

Ein Nachbar von Andreas N. (Neuber) lässt nichts auf den Beschuldigten kommen: „Er und seine Frau sind hoch anständige Leute. Bis vor einiger Zeit haben wir Latten und Balken bei ihnen gekauft – solange sie noch den Holzhandel hatten.“ Ein anderer Anwohner zeigt sich dagegen weniger gesprächig. Er hängt Ostereier in Sträucher und sagt, ihn interessiere nicht, was um ihn herum passiere. Ein Dritter will gesehen haben, wie ein Polizeitransporter eben mit zwei abgeschleppten Edelkarossen an seinem Haus vorbeifuhr: „Mit einem Mercedes und einem Lamborghini.“

Colditz – das sind viele schmuck sanierte Häuser. Doch das Bild einer Kleinstadt-Idylle mag trügerisch sein. Die Lage gilt als angespannt. „Ich hätte gern weiter im Stadtrat gearbeitet“, sagt Sonja Schilde: „Aber ich konnte es unter diesen Umständen nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren.“